Am 18. März eröffnet die Ausstellung „Casting Clouds“ in der Tiefgarage. Alice Musiol präsentiert den Ausstellungsraum mit in schwarzer Tusche gefärbten Fingerabdrücken, die sie in tagelanger Vorarbeit, Reihe für Reihe auf die Wände aufträgt.
Der Ausstellungsort unterhalb der Straßenebene, ohne direktes Tageslicht und ohne rechte Winkel, im Hinterraum sogar ohne Fenster, erinnert an einen Bunker oder eine Höhle. Chauvet, Lascaux – die Höhlenmalereien inspirierten Musiol für ihre Gedanken zur Ausstellung. Sie drückt ihren Finger einmal in die Tusche und stempelt ihn solange auf der Wand ab, bis keine Farbe mehr abträgt, um dann mit einer neuen Reihe fortzufahren.
Alice Musiol nähert sich Räumen dialogisch. Mit möglichst herkömmlichen Materialien und reversiblen Eingriffen bleibende Eindrücke zu hinterlassen, Rezeptionsmomente zu erzeugen, die eine besondere, eigentümliche und unprätentiöse Art haben, sind der Künstlerin von großer Bedeutung. Wie eine Spur im Schlamm, die nur bis zum nächsten Regen ihre Form behält, ist es das Innewohnen von Prozessen, was ihre Werke vermitteln und hinterfragen.
Was ist endlich, was hält ewig? Was bleibt und was verschwindet? Diese Fragen spielen in der Gegenwartskunst allgemein eine maßgebende Rolle. Durch den Einzug der Installation wurde die Skulptur vom Sockel gelöst und ist als abstrakte Intervention in den Raum eingetreten, steht auf Augenhöhe mit jedem möglichen Raum und lässt sich mitunter von Alltagssituationen nicht mehr unterscheiden. Die möglichst ewig haltende, steinerne Skulptur verwandelte sich mehr und mehr in einen (körper-)losen und auch zeitlich limitierten Eingriff. Auch die Malerei gewinnt als raumgreifende, temporäre Installation eine performative und zeitliche Qualität.
Wie auch der Ausstellungstitel „Casting Clouds“ (dt. Wolken abgießen) das paradoxe Festhalten einer ephemeren Form beschreibt, wird in dieser Ausstellung Zeit sichtbar. Musiols Raumeingriff spielt nicht nur aufgrund seiner limitierten Ausstellungsdauer mit Temporalität, sondern die Vorgehensweise der Künstlerin, die meditative Wiederholung der Bewegung des Zeigefingers, der immer wieder von der Tusche zur Wand und zurück bewegt wird, die entstehenden Unregelmäßigkeiten und das im Vergleich zu einer Maschine unpräzise Vorgehen – dieser Prozess ist sichtbar und seine linearen Momente zeitgleich auf den Raumwänden vorhanden.
Alice Musiol ist 1971 geboren, war Meisterschülerin von A.R. Penck an der Kunstakademie Düsseldorf und hatte zuletzt einen Lehrauftrag an der HBK Braunschweig.
Fotografie: Robert Oisin Cusack
Edition:
Zur Ausstellung erscheint eine Edition aus Keramiktafeln in einer 16-teiligen Auflage.
WORD, 2016
Terrakotta, ca. 29,5 x 21 x 1 cm
Auflage: 16 + 1 EA (Unikate)
120 €, plus MwSt. 19%
Die 15-teilige Serie WEIGHT wurde auf der diesjährigen FAR OFF durch den Kunstraum Tiefgrage präsentiert.
WEIGHT, 2015
29,8 x 21 cm, Tusche auf Papier,
im Rahmen 40x50cm, 15-teilig +1 EA (Nr. 4-15 noch erhältlich)
450,00 €, plus MwSt. 19%
Programm:
Freitag, 18. März, ab 19.00 Uhr: Eröffnung
Sonntag, 20. März 2016, 20.00 Uhr: Ying Chieh Wang/Taiwan – Erhu, Hugues Vincent/France – Cello, Elisabeth Fügemann – Cello
Montag, 4. April 2016, 20.00 Uhr: Leonhard Huhn, Ed with Anouck, u.a. (drums/electronics)
So, 17.4. oder Di, 19.4., 20.00 Uhr: Neil Young Cloaca (USA) @ FAR OFF Cologne
Donnerstag, 21. April 2016, 20.00 Uhr: Helved Rüm (drums/electronics)
Öffnungszeiten: Fr & Sa 16-19 Uhr, u.n.V. (visit@tiefgarage.org)
Zur Art Cologne (14.-17.4.) gesonderte Öffnungszeiten: Do, Sa, So 16-19 Uhr, Mi, Fr 16-21 Uhr
Alice Musiol
*1971 in Kattowitz, Polen
1981 Übersiedlung in die BRD
Studium
1996-99 Kunstakademie Düsseldorf (D)
1995/96 Nuova Accademia di Belle Arti, Mailand (I)
1993-96 Academie Beeldende Kunsten, Maastricht (NL)
Preise und Stipendien
2013-15 Dorothea- Erxleben- Programm des Landes Niedersachsen
2012 Theodor-Körner-Fonds, Wien
2006 Stipendium für Bildende Künstlerinnen mit Kindern ohne Wohnortwechsel des Landes NRW
2003 Projektstipendium der Kunststiftung NRW, Aufenthalt in Kanada
1999 Transfer, Künstleraustausch Nordspanien/NRW des Kultursekretariats NRW
1998 Kunstpreis der Stadt Bonn
Lehre
2013-15 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
2012 Gastdozentin an der Freien Kunstakademie Mannheim
Einzelausstellungen (Auswahl)
2016 Country, Museum Abtei Liesborn, Wadersloh
2016 Casting Clouds, Tiefgarage, Köln
2015 Ugly but Perfect, Galerie 401contemporary, Berlin
2014 Kissing the Dust, Galerie Grölle pass:projects, Wuppertal
2012 Opener, Koelnberg Kunstverein, Köln (mit Nisrek Varhonja)
2012 Tausend Wege, das Fenster, Köln
2012 Memory, Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
2011 Solo, Galerie Grölle pass:projects, Wuppertal
2011 When Tears Don’t Cry, Städtische Galerie Remscheid
2010 When Tears Don’t Cry, Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen
2010 dis>play, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
2008 rudimentum, Kunstverein Cuxhaven
2009 Alice Musiol, Galerie Bossert, Köln
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2015 Zehn Räume, drei Loggien und ein Saal, Sprengel Museum, Hannover (K)
2015 Raumkonvergenzen. Raum und Objekt, Teil XII, Kunstmuseum Gelsenkirchen, Alte Villa
2015 The Sweetest Hangover, Galerie der HBK Braunschweig
2015 Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf, Museum im Kulturspeicher, Würzburg (K)
2014 Talent (τάλαντον,“Waage, Gewicht, Währung“), Galerie 401contemporary, Berlin
2014 WINWIN, Jack in the Box/ Montagehalle, Köln
2014 Chorprobe #1, ArToll Kunstlabor, Bedburg-Hau (K)
2013 ArchiSkulptur, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn