Alice Musiol – Casting Clouds, 18. März – 29. April 2016

Alice Musiol_CastingClouds_Fotografie: Robert Oisin Cusack

Am 18. März eröffnet die Ausstellung „Casting Clouds“ in der Tiefgarage. Alice Musiol präsentiert den Ausstellungsraum mit in schwarzer Tusche gefärbten Fingerabdrücken, die sie in tagelanger Vorarbeit, Reihe für Reihe auf die Wände aufträgt.

Der Ausstellungsort unterhalb der Straßenebene, ohne direktes Tageslicht und ohne rechte Winkel, im Hinterraum sogar ohne Fenster, erinnert an einen Bunker oder eine Höhle. Chauvet, Lascaux – die Höhlenmalereien inspirierten Musiol für ihre Gedanken zur Ausstellung. Sie drückt ihren Finger einmal in die Tusche und stempelt ihn solange auf der Wand ab, bis keine Farbe mehr abträgt, um dann mit einer neuen Reihe fortzufahren.

Alice Musiol nähert sich Räumen dialogisch. Mit möglichst herkömmlichen Materialien und reversiblen Eingriffen bleibende Eindrücke zu hinterlassen, Rezeptionsmomente zu erzeugen, die eine besondere, eigentümliche und unprätentiöse Art haben, sind der Künstlerin von großer Bedeutung. Wie eine Spur im Schlamm, die nur bis zum nächsten Regen ihre Form behält, ist es das Innewohnen von Prozessen, was ihre Werke vermitteln und hinterfragen.

Was ist endlich, was hält ewig? Was bleibt und was verschwindet? Diese Fragen spielen in der Gegenwartskunst allgemein eine maßgebende Rolle. Durch den Einzug der Installation wurde die Skulptur vom Sockel gelöst und ist als abstrakte Intervention in den Raum eingetreten, steht auf Augenhöhe mit jedem möglichen Raum und lässt sich mitunter von Alltagssituationen nicht mehr unterscheiden. Die möglichst ewig haltende, steinerne Skulptur verwandelte sich mehr und mehr in einen (körper-)losen und auch zeitlich limitierten Eingriff. Auch die Malerei gewinnt als raumgreifende, temporäre Installation eine performative und zeitliche Qualität.

Wie auch der Ausstellungstitel „Casting Clouds“ (dt. Wolken abgießen) das paradoxe Festhalten einer ephemeren Form beschreibt, wird in dieser Ausstellung Zeit sichtbar. Musiols Raumeingriff spielt nicht nur aufgrund seiner limitierten Ausstellungsdauer mit Temporalität, sondern die Vorgehensweise der Künstlerin, die meditative Wiederholung der Bewegung des Zeigefingers, der immer wieder von der Tusche zur Wand und zurück bewegt wird, die entstehenden Unregelmäßigkeiten und das im Vergleich zu einer Maschine unpräzise Vorgehen – dieser Prozess ist sichtbar und seine linearen Momente zeitgleich auf den Raumwänden vorhanden.

Alice Musiol ist 1971 geboren, war Meisterschülerin von A.R. Penck an der Kunstakademie Düsseldorf und hatte zuletzt einen Lehrauftrag an der HBK Braunschweig.

www.alicemusiol.de

Fotografie: Robert Oisin Cusack

 

Edition:
Zur Ausstellung erscheint eine Edition aus Keramiktafeln in einer 16-teiligen Auflage.

WORD, 2016
Terrakotta, ca. 29,5 x 21 x 1 cm
Auflage: 16 + 1 EA (Unikate)
120 €, plus MwSt. 19%
Die 15-teilige Serie WEIGHT wurde auf der diesjährigen FAR OFF durch den Kunstraum Tiefgrage präsentiert.

WEIGHT, 2015
29,8 x 21 cm, Tusche auf Papier,
im Rahmen 40x50cm, 15-teilig +1 EA (Nr. 4-15 noch erhältlich)
450,00 €, plus MwSt. 19%

 

Programm:
Freitag, 18. März, ab 19.00 Uhr: Eröffnung
Sonntag, 20. März 2016, 20.00 Uhr: Ying Chieh Wang/Taiwan – Erhu, Hugues Vincent/France – Cello, Elisabeth Fügemann – Cello
Montag, 4. April 2016, 20.00 Uhr: Leonhard Huhn, Ed with Anouck, u.a. (drums/electronics)
So, 17.4. oder Di, 19.4., 20.00 Uhr: Neil Young Cloaca (USA) @ FAR OFF Cologne
Donnerstag, 21. April 2016, 20.00 Uhr: Helved Rüm (drums/electronics)
Öffnungszeiten: Fr & Sa 16-19 Uhr, u.n.V. (visit@tiefgarage.org)
Zur Art Cologne (14.-17.4.) gesonderte Öffnungszeiten: Do, Sa, So 16-19 Uhr, Mi, Fr 16-21 Uhr

 

Alice Musiol
*1971 in Kattowitz, Polen
1981 Übersiedlung in die BRD

Studium
1996-99 Kunstakademie Düsseldorf (D)
1995/96 Nuova Accademia di Belle Arti, Mailand (I)
1993-96 Academie Beeldende Kunsten, Maastricht (NL)

Preise und Stipendien
2013-15 Dorothea- Erxleben- Programm des Landes Niedersachsen
2012     Theodor-Körner-Fonds, Wien
2006     Stipendium für Bildende Künstlerinnen mit Kindern ohne Wohnortwechsel des Landes NRW
2003     Projektstipendium der Kunststiftung NRW, Aufenthalt in Kanada
1999     Transfer, Künstleraustausch Nordspanien/NRW des Kultursekretariats NRW
1998     Kunstpreis der Stadt Bonn

Lehre
2013-15 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
2012   Gastdozentin an der Freien Kunstakademie Mannheim

Einzelausstellungen (Auswahl)
2016     Country, Museum Abtei Liesborn, Wadersloh
2016     Casting Clouds, Tiefgarage, Köln
2015     Ugly but Perfect, Galerie 401contemporary, Berlin
2014     Kissing the DustGalerie Grölle pass:projects, Wuppertal
2012     Opener, Koelnberg Kunstverein, Köln (mit Nisrek Varhonja)
2012     Tausend Wege, das Fenster, Köln
2012     Memory, Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
2011     Solo, Galerie Grölle pass:projects, Wuppertal
2011     When Tears Dont Cry, Städtische Galerie Remscheid
2010     When Tears Dont Cry, Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen
2010     dis>play, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
2008     rudimentum, Kunstverein Cuxhaven
2009     Alice Musiol, Galerie Bossert, Köln

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2015     Zehn Räume, drei Loggien und ein Saal, Sprengel Museum, Hannover (K)
2015     Raumkonvergenzen. Raum und Objekt, Teil XII, Kunstmuseum Gelsenkirchen, Alte Villa
2015     The Sweetest Hangover, Galerie der HBK Braunschweig
2015     Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf, Museum im Kulturspeicher, Würzburg (K)
2014   Talent (τάλαντον,Waage, Gewicht, Währung), Galerie 401contemporary, Berlin
2014     WINWIN, Jack in the Box/ Montagehalle, Köln
2014     Chorprobe #1, ArToll Kunstlabor, Bedburg-Hau (K)
2013     ArchiSkulptur, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn