Abschied vom Ebertplatz

Die Tiefgarage verabschiedet sich vom Ebertplatz.

1.1.2015 – 20.7.2018

Nach drei langen Jahren in der Ebertplatzpassage bedankt sich die Tiefgarage / bedanke ich, Maria Wildeis, mich bei allen, die dieses Projekt lebendig machten. Der Dank gilt selbstverständlich und vor allem allen Künstlern, die den Projektraum mit ihrer kreativen Ausdrucksweise eine konsistente kuratorische Sprache haben sprechen lassen. Es ging der Tiefgarage darum, städtisch-politische Dissonanzen und ein städtisches Opfer – den Ebertplatz – in Form einer Leerstelle, zu besetzen und dagegen und daraus eine positive, künstlerische Energie zu erzeugen. Streit und finanzielle Blendung sollten durch Kunst befriedet werden. Kein Raum für mehr Diskurs und Dispute, sondern eine kryptisch pulsierende Höhle, die im Konflikt zwischen dyonisischer und appollinischer Weltenbetrachtung sich vom Chaos nährt, um Schönheit zu erzeugen.

Die FDP prahlte 2011 – 2016 mit dem Umbau der Ebertplatzpassage, um 150 Parkplätze für die Innenstadt einer Millionenstadt zu gewinnen. Die Tiefgarage nutzte diese Zahl als Richtwert, um möglichst gleichvielen Künstlern sinnvollen Raum zu verschaffen, bevor der Bagger anrückt. Denn kreative Menschen und eine künstlerisch gebildete Gesellschaft formen den Sockel einer friedlichen, offenen Kultur. Durch die Stärkung einer Kunstszene schützen wir uns (kein Scherz) vor Krieg, wir verbringen Zeit mit Menschen, aus anderen Bildungs- und Altersschichten, aus anderen kulturellen Räumen. Und Künstler stärken ihre professionelle Karriere, die nicht nur ein großes wirtschaftliches Potential in sich birgt, sondern auch das Prestige einer Stadt gravierend positiv prägt. Eine gesunde Kunstszene = eine gute Stadt. Also, wer ist eigentlich so zurückgeblieben, zu meinen, dass 150 parkende Autos eine freie, liberale Welt fördern könne, wenn man am gleichen Ort über vier Kunstinitiativen mit einem nicht nennenswerten Betrag subventionieren kann?

Als nun im vergangenen Jahr die Schließung durch die Stadtverwaltung angestrebt wurde, konnten wir diese bis auf weiteres erfolgreich abwenden, was für mich persönlich mit unbeschreiblich viel Arbeit, Herzblut und Lebenszeit verbunden war. Ich verfolge den Prozess aus nächster Nähe und sehe: Wir gehen Hand in Hand, auch wenn es bei einem komplexen Problem wie dem Ebertplatz eine große Herausforderung für jeden Einzelnen darstellt. Ja, was sich in den vergangenen Jahren seit Gründung der Tiefgarage am Platz abgespielt hat, riecht nach Hoffnung. Es gibt gute Menschen, in der Verwaltung, in der Bevölkerung und in der Politik, die zusammenarbeiten und eine neue Sensibilität für städtische Probleme entwickelt haben.

Dieser Sieg hat auch seine Schattenseiten: Denn der Ort braucht die Tiefgarage nicht mehr. Die Leerstelle ist besetzt worden und die 150 Parkplätze wurden durch ebenso viele Künstler aufgewogen. Diese große Familie, die aus der Tiefgarage entstand, schwebt nun verwirrt und verloren im offenen Raum, aber keine Angst:

Tiefgarage lebt weiter,
In deinem Herzen und anderswo, in Gruppenausstellungen, auf Konzerten.

z.B.: Die Abschiedsfeier! Wir gehen gemeinsam am 19.7. um 19 Uhr zur St. Gertrud Kirche (Krefelder Straße), dort gibt es Konzerte von:
Popnoname, Shiva and the Destroyer und Loveship 66

Übrig bleiben auch Postkarten und Editionen, die kann man hier bestellen: visit@tiefgarage.org
Postkartenbox mit ~30 Karten für ~35€. Editionen auf www.tiefgarage.org/shopping

Und (!), am 21.7. zieht unterdessen das Institut für alles Mögliche in die Räumlichkeiten, welches dem Ort einen neuen Namen geben und bis Ende Juli vor Ort künstlerisch arbeiten wird.
http://www.i-a-m.tk/

Im September begrüßen wir vor Ort die Simulthanhalle, die aufgrund räumlicher Probleme am Ebertplatz Zuflucht finden für eine Ausstellung von Piet Home.

„Unter dem Zauber des Dionysischen schließt sich nicht nur der Bund zwischen Mensch und Mensch wieder zusammen: auch die entfremdete, feindliche oder unterjochte Natur feiert wieder ihr Versöhungsfest mit ihrem verlorenen Sohne, dem Menschen. (…)
Jetzt, bei dem Evangelium der Weltenharmonie, fühlt sich jeder mit seinem Nächsten nicht nur vereinigt, verwöhnt, verschmolzen, sondern eins, als ob der Schleier der Maja zerrissen wäre und nur noch in Fetzen vor dem geheimnisvollen Ureinen herumflattere. Singend und tanzend äussert sich der Mensch als Mitglied einer höheren Gemeinsamkeit: er hat das Gehen und das Sprechen verlernt und ist auf dem Wege, tanzend in die Lüfte emporzufliegen. Aus seinen Gebärden spricht die Verzauberung.“ F. Nietzsche, Geburt der Tragödie.

Vielen Dank für die schöne Zeit,
Deine Tiefgarage
& Maria Wildeis

Tiefgarage ist ein Projekt, bestehend aus über 165 Personen:
Künstler der Tiefgarage, alphabetisch nach Vornamen und in Gruppen sortiert:

Bildende Kunst:
Alice Musiol
Anastasia Ax (SWE)
Anik Lazar
Andreas Gehlen & Thorsten Krämer
Brigitte Dams
Daniel Robert Hunziker (CH)
Djonam Saltani
Evangelos Papadopoulos
Florian Kuhlmann
Jérôme Chazeix
Jonathan de Winter (BE)
Jonathan Haehn
Ketonge
Lars Rosenbohm
Mariola Brillowska
Olive Blumek
Philipp Höning
SVITER (UKR), Lera Polianskova, Max Robotov & Ivan Svitlychnyi
TADA PROJECTS Marije Vermeulen & Guido Niewendijk (NL)
Taka Kagitomi
Thomas Trinkl
Timothy Shearer
Tina Tonagel
Tintin Patrone

Sound Art / Audiovisuelle Installation:
Bergernissen, Alisa Berger & Lena Ditte Nissen
Natalie Bewernitz & Marek Goldowski
ReichRichter, Rebekka Reich & Marcus Vila Richter
Simon Rummel
Tuike & Simo Alitalo (FIN)

Performance:
Adolesk, Dr. Spieß & Dr. Paff
Gill Koekelmans und Philippe Cavaleri (BE)
Jane Brucker & Jeremy Wasser (USA)
Malte Struck und Mark Wehrmann
Krachkisten Orchester, Tintin Patrone
Djonam Saltani Lecture Performance

Aktionen:
#shitcologne
FIRE SALE (Audrey Cottin, Veronica Cruz, Danny Neyman, Sílvia Pereira, Vanja Smiljanić, Jeremiah Runnel)
Gründung der International NON Society
TUT TUT

Konzerte:
Aardvark, Simon Jones & Dan Nulty (UK, CZ)
Anna Webber (USA), Brad Henkel + Joshiko Klein
Broken Toaster Records (NL)
C.A.R.
DJ Sex
Dustin Carlson (USA)
Ed with Anouck (FR)
Elisabeth Fügemann, Ying Chieh Wang (CN), Kumi Iwase (JP), Hugues Vincent
Futuro de Hierro / Ordre Etern (ESP)
Gill Koekelmans & Philippe Cavaleri (BE)
Gordoa-Schick-Hein
Hansen_Windisch
Helved Rüm (FR)
Ketonge
Laurenz Gemmer & Kenn Hartwig (Das Ende der Liebe)
Leonhard Huhn
Longberg, Holm, Hein
Mr. Kev (CZ)
Nafri:Duo (Ancient Future), Jonathan Haehn & Max Schmitt
Niedervolthoudini
OPTIMAL
Owen Gardner & Andrew Bernstein (USA)
Philippe Cavaleri (BE)
Pizza Noise Mafia (BE)
Prophet Love
Public Harmony (Brad Henkel, Fabian Jung, Florian Zwissler)
Ritual Extra – Tuukka Haapakorpi, Lauri Hyvärinen, Julien Chamla
Schlammpeitziger
Shiva and the Destroyer
Simon Jones (UK)
Srosh (PRT)
Studio Vochem
söhnlein brilliant
SVITER (UKR)
Taka Kagitomi
Tecla Gato (ARG)
Temporal Shift – Shabnam Azar, Juan Cano, Ali Chakav, Nicolas Epe, Tobias Grewenig, Pedro Ramirez, Random Supply, Sebastian Thewes, Dora Tomic
The Feedback Gents
The Selva (PRT)
Tintin Patrone
Tourette

Gespräche
Hiltrud Kier (ehem. Konservatorin Stadt Köln), Anne-Lusie Müller (Leitung Stadtplanungsamt Köln) u.a.: Ebertplatz: heute, gestern, morgen, Moderation: Maria Wildeis
Stefanie Klingemann & Florian Kuhlmann, Moderation: Maria Wildeis